Rotwildgebiete
Es ist eine Schande, wie das reiche Kultur-Land Bayern mit der größten einheimischen Säugetier-Art umgeht!
Schon in den 1970er-Jahren wurden unter Federführung des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums die Jagdreviere in sog. Rotwildgebiete und sog. Rotwild-freie Gebiet aufgeteilt. Um das Jahr 2000 wurde die Einteilung leicht überarbeitet. In den sog. Rotwildgebieten darf Rotwild leben, gefüttert und nach Abschussplan bejagt werden. In den sog. Rotwild-freien Gebieten muss jedes Stück Rotwild, entsprechend den Jagdzeiten und dem Muttertier-Schutz, ohne Plan und ohne Beschränkung erlegt werden.
14 % der Fläche Bayerns ist als Rotwildgebiet definiert, auf 86 % der Fläche Bayerns darf per Gesetz kein Rotwild vorkommen.
Die einzelnen Rotwildgebiete sind in Bayern inselartig verteilt, sie haben keine Verbindungen untereinander. Vor allem jüngere Hirsche aber wollen wandern, sich ausbreiten, neue Gebiete besiedeln, ihre Gene weitergeben. Weil die Hirsche beim Verlassen eines Rotwildgebietes aber erlegt werden müssen, besteht wenig genetischer Austausch zwischen den einzelnen Rotwildpopulationen, die Tiere paaren sich hauptsächlich untereinander. Durch diese künstliche Inzucht kann es zu sog. genetischer Verarmung kommen, zur Degeneration eines Rotwildbestandes, was die Widerstandskraft, Gesundheit und Lebensfähigkeit der Tiere u. U. erheblich schwächen kann. Diesen Missstand nimmt der Gesetzgeber nach wie vor bewusst in Kauf.
Im Bereich der HHG Opf. ist deutlich zu sehen, wie unsinnig und praxisfremd die bayerische Einteilung in Rotwildgebiete ist. Nördlich, östlich und südlich der HHG Opf. gibt es seit vielen Jahren große Rotwildvorkommen im sog. „Rotwild-freien Gebiet“. Im Jahr 2015 wurden in diesen sog. Rotwild-freien Gebieten fast 400 Stück Rotwild als Abschüsse gemeldet, was auf einen Bestand von min. 1.200 Stück Rotwild schließen lässt, den es nach dem Gesetz gar nicht geben dürfte.
Zum Glück ist das so. Zum Glück ist das Rotwild schlauer als der Gesetzgeber. Das Rotwild lebt dort, wo es einen geeigneten Lebensraum findet. Es lebt nicht nur dort, wohin es ein phantasieloser, überwiegend von wirtschaftlichen Egoismen getriebener Gesetzgeber einsperren will. Dadurch kann es zumindest regional zu einem genetischen Austausch zwischen Rotwildpopulationen kommen.
Die jetzige Situation gleicht einer von der Politik geduldeten Anarchie. Um das zu verbessern, müssen die bayerischen Rotwildgebiete erheblich vergrößert und miteinander vernetzt werden. Dort, wo jetzt schon Rotwild vorkommt, soll es auch weiterhin leben dürfen und es soll die Möglichkeit bekommen, geeignete neue Lebensräume zu besiedeln. Mit einer kleinen Portion guten Willens sollte dies im reichen Bayern leicht umsetzbar sein.
Wir- auch unsere Naturschutz-Organisationen (WWF, BUND, LBV) – erklären den Afrikanern, wie sie mit ihren Elefanten umzugehen hätten, gleichzeitig vernachlässigen wir sehenden Auges unsere eigene größte Säugetier-Art.